veröffentlichts am Freitag, 21.12.2012
Food/Konsum: Wie wir morgen essen und genießen werden
Die Zufriedenheit mit Essen-auf-Rädern, so die Ernährungsstudie, ist durchaus hoch: Zwei Drittel der Befragten äußern, dass sie mit dem Essen sehr zufrieden sind. Als Manko fand jedoch die Studie heraus, dass mehr als zwei Drittel (70 Prozent) der größtenteils gemeinnützigen Anbieter der Bringdienste den Gesundheitszustand ihrer Kunden nur teilweise kennen, 40 Prozent wissen nichts über die Pflegestufe der Belieferten.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis: Die Deutschen essen zu wenig pflanzliche und zu viele tierische Produkte, verglichen mit den Empfehlungen der Ernährungswissenschaftler. Die DGE rät beispielsweise, täglich fünf Portionen Obst und Gemüse zu essen, um ausreichend Ballaststoffe zu sich zu nehmen. Dagegen verspeiste jeder Deutsche im vergangenen Jahr 25 Kilo Fisch und Gemüse – ein Plus von 1,1 Kilo, also deutlich mehr Tomaten, Kohl, rote Rüben, Gurken, Blatt- und Stängelgemüse sowie frische Hülsenfrüchte.
Noch wichtiger und eine überraschend positive Erkenntnis: das Übergewicht bei Kindern im Vorschulalter ist in allen Bundesländern um drei Prozent, Adipositas um 1,8 Prozent zurückgegangen. Dagegen werden die Senioren zwischen 70 und 74 Jahren immer dicker. So haben rund 74 Prozent der Männer in dieser Altersgruppe und 63 Prozent der Frauen zu viel Gewicht, was vor allem auf Bewegungsmangel zurückgeführt wird.
Eine analoge jährliche Untersuchung aus den USA (National Eating Trends ®) belegt einen anderen interessanten Zusammenhang. Der Handel stöhnt in den vergangenen Monaten immer häufiger über den Rückgang der Umsätze bei den klassischen Lebensmitteln. Eine wichtige Ursache dafür findet sich in der Tatsache, dass US-Bürger immer weniger Mahlzeiten zuhause einnehmen.
Eine Entwicklung, die in Westeuropa ebenfalls seit Jahren zu beobachten ist, muss in den USA darauf zurückgeführt werden, dass der Fastfood-Stil nach wie vor ungebremst vorherrscht. Das nicht (nicht nur für den Einzelhandel) Fatale: Je weniger Mahlzeiten zuhause eingenommen werden, umso weniger Mahlzeiten werden gekocht. Die Ernährungsqualität sinkt. Essenskulturen verkümmern: Je weniger Mahlzeiten zubereitet werden, umso weniger Nebenprodukte wie Gemüse werden gekauft und zubereitet. Das hat wiederum zur Folge, dass der Handel immer weniger differenzierte Nebenprodukte (inkl. Soßen etc.) anbietet.
Einschätzung des „Zukunftsletter” : Trotz Biohype und Ernährungsförderung von oberster Stelle in der Politik (Michelle Obama) zerfällt die westliche Gesellschaft in zwei Ernährungskulturen. Die gesellschaftlich und finanziell besser gestellten differenzieren sich immer stärker über gesunden Lebensstil, während Unterschichten immer stärker an schlechter Ernährung erkennbar werden. Trotz erfreulicher Entwicklungen gerade bei den Kindern in Deutschland ist gesunde Ernährung nach wie vor stark von gesellschaftlicher Herkunft abhängig.